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03.01.2015: Da ich das Radio wegen akutem Platzmangel nicht behalten kann, werde ich es nur reparieren und ein wenig säubern. Natürlich muss trotzdem das Chassis aus dem Gehäuse. Das ist hier ein wenig schwieriger. Wegen der pultförmig angebrachten Lautsprecherplatte kann man das Chassis nicht einfach nach lösen der Schrauben rausziehen. Hier denn auch gleich mal die Ausbauanleitung: Zuerst werden die Kabel an den beiden Hochtönern abgelötet. Als nächstes trennen wir die Verbindung der beiden Hauptlautsprecher und löten von dem rechten auch noch das Kabel des Ausgangsübertragers ab. Am besten machen Sie ein paar wirklich hochauflösende Fotos von den ganzen Kabeln. Das erleichtert die spätere Zuordnung. Nun mit einem 7 mm Schlüssel die beiden Hauptlautsprecher abschrauben und von der Schallwand entnehmen. Danach kann man die Schallwand einfach entfernen. Jetzt kann man auch die 6er Birnenleiste des Klangregisters einfach nach oben abziehen.
Nun noch die vier Schrauben für von dem Chassis und eine vom Netztrafo entfernen. Jetzt kann man es bequem nach hinten aus dem Gehäuse ziehen. Damit ist mein Tageswerk für heute bereits vollbracht. :-) 24.01.2015: Als erstes wurde der Wert der Netzsicherung überprüft und als korrekt erkannt. Der Sicherungshalter wurde per Glasfaserstift gereinigt. Der Netzentstörkondensator C 73 wurde durch einen neuen X2 Kondensator ersetzt. Theoretisch hätte er auch ganz entfallen können, aber so stimmt zumindest der Schaltplan weiterhin. :-)
Im NF-Bereich wurden als erstes die beiden Elko´s C89 und C91 gegen neue getauscht. Bei C89 war das eigentlich unnötig, dieser zeigte an den Messgeräten durchaus noch Werte innerhalb seiner Toleranz. Da ich das Radio aber nicht behalten kann, wurde er gleich mit getauscht.
Wenn ich schon einmal einen Anfall von Arbeitswut habe, bleiben auch die drei Kondis am Ausgangsübertrager nicht verschont. :-)
Gerade ist mir aufgefallen das ich vergessen habe C80 zu kennzeichnen. Das ist der gelbe Kondensator unterhalb des untersten Pfeil. Die anderen drei noch zu tauschenden C´s sind allesamt abgeschirmt. Wie man diese selber herstellen kann habe ich ja schon hier beschrieben. Heute kann man diese aber auch bereits fertig kaufen. Faul, wie ich nun einmal bin, habe ich das auch getan. :-) An C77 und C78 kommt man noch relativ gut heran.
Anders sieht es mit C82 aus. Dieser liegt auf der Oberseite des Chassis. Ein Austausch ist nicht ganz einfach, er liegt relativ.... nunja... nennen wir es mal... Lötkolbenuntauglich. :-) Daher habe ich auch die Abschirmung des alten C´s missbraucht und die des neues einfach dort angelötet.
Eine Prüfung beider ECL82 ergab nur negatives. Daher wurden die beiden auch gegen gut geprüfte ersetzt. Die fast tote EM80 durfte auch in Rente, dafür werkelt nun eine russische Ersatztype 6E1P. Diese ist allerdings etwas dicker, somit passt sie nicht unbedingt in jedes Radio das einer EM80 als Heimat dient, aber hier geht das mit etwas Anpassen der Halterung recht gut. Ein nun erfolgter Funktionstest verlief durchaus positiv. Das Kratzen ist komplett verschwunden und auch das Klangregister funktioniert nun wie gedacht. 08.02.2015: Heute wurden die Kontaktschieber gereinigt. Bei diesem Radio kommt man da erstaunlich gut dran.
Während ich so einen nach dem anderen putze fällt mein Blick doch glatt auf einen Papierkondensator. Dieser hat sich geschickt versteckt. Ziemlich genau zwischen beiden Seiten des Chassis. Es handelt sich dabei um C50.
Nun sollte eigentlich die Putzstunde beginnen. Dazu muß natürlich die Skalenscheibe entfernt werden. Bevor man diese aber ohne Mühe entfernen kann, sollte man alle Knöpfe abbauen. Leider ließ sich der Knopf des Lautstärkereglers nicht entfernen, die Madenschraube besteht nur noch aus Rost. Also wurde diese erst einmal mit Rostlöser geduscht. Die Tasten ließen sich in alter Manier von unten nach vorne hebeln. Der alte Kleber hat da kaum noch Wirkung. Da auch die beiden Klangregler eher schwarz sind, wurden diese auch ausgebaut. Dazu einfach die Kabel ablöten und dann die mit rotem Lack gesicherten Schrauben lösen.
21.02.2015: Am letzten Wochenende wurde die Madenschraube noch ein paar mal mit Rostlöser behandelt. Zum letzten mal dann heute. Trotzdem hat sie sich nicht einen Deut bewegt. Dafür brachen bei etwas mehr Kraftaufwand gleich beide Flanken weg. Da half also nur noch die Puk-Säge. :-(
Selbst nach dem absägen wollte sich der Knopf nicht so einfach von seiner Achse trennen. Durch die, nun mit verstärktem Kraftaufwand, verschiedenen Versuche hat sich die Schraube eine schöne Nut in die Achse gefräst. An dessen Grat blieb der Knopf auch ohne alle Schrauben immer noch hängen. Hier half wirklich nur pure Gewalt! Der Grat wurde dann mit einem Dremel wieder entfernt. Nun ist endlich die Skalenscheibe weg und es wartet Arbeit. :-)
Ein erster Versuch mit einem feuchtem Tuch zeigt schon wie verschmutzt der Skalenhintergrund ist.
Nach dem Reinigen erkennt man sogar das der Skalenzeiger zweifarbig ist. :-) Das dunklere rechts täuscht, das ist nur Schatten. Als Profifotograf habe ich mir mal wieder selber im Licht gestanden. :-) Der Schaumstoff unter den Tastaturhebeln löst sich auch in Wohlgefallen auf. Irgendwo in den Untiefen meines Kellers müßte ich noch etwas in dieser Stärke rum liegen haben.
Die Klangpotis und Knöpfe wurden in den Ultraschallreiniger verbannt.
Der Erfolg war aber eher mäßig. Also habe ich auf die altbewährte Methode zurück gegriffen: Warmes Wasser, Seife und Nagelbürste! Ging auch alles gut ab, besonders die Farbe der Beschriftung. :-) Das wurde dann hiermit wieder korrigiert:
Mit einem kleinen Pinsel DÜNN (!) auftragen. Dann sieht das erst einmal so aus:
Dünn deshalb, damit man hinterher nicht so viel radieren muss. :-) So lässt sich nämlich die Oberfläche am besten wieder von der nicht benötigten Farbe befreien.
06.04.2015: Nachdem nun die Tasten wieder fast schön aussehen, wird noch der sich selbstauflösende Tastendämpfer ersetzt. Den dazu verwendeten Schaumstoff gibt es im Baumarkt als Meterware. Man könnte auch Tesa-Moll oder so etwas nehmen, aber kostet denn auch gleich viel mehr.
Nun kommen meine "Lieblingsarbeiten". Das Gehäuse wurde mit Ponal neu verleimt und danach mit Holzspachtel aufgefüllt. Leider hatte ich für den Aussenbereich nicht die richtige Farbe, aber das fällt in dem hinteren, unteren Bereich nicht auf.
Ein paar Filzfüße zum schrauben fanden sich noch.
Da die Schrauben etwas zu lang waren, wurden diese einfach gekürzt.
Von einem befreundetem Sammlerkollegen (vielen Dank an Hartmut Daniels!) bekam ich auch noch passende Knöpfe für die Drehlegler. Wer es nicht weiß wird nicht feststellen das diese nicht zu diesem Radio gehören.
Theoretisch wäre das Radio nun als "Fertig" gemeldet. Aber wie man auf dem Bild sieht habe ich eine Kleinigkeit vergessen. :-) Hinter der gedrückten UKW-Taste klafft eindeutig ein Loch. Ich habe schlicht und einfach vergessen die kleine Blende einzubauen. Also kommt noch einmal eine kleine Fleißübung auf mich zu. Sprich: Chassis komplett wieder raus, Blende einsetzen und alles wieder retour! Wird demnächst erledigt, ich weiß ja jetzt wie es geht. :-) 22.10.2016: Wie ich so bin, habe ich das Radio natürlich noch nicht verkauft. :-) Es spielte schön seit Monaten problemlos als Werkstattbeschallung vor sich hin. Dann stellten sich zwei kleine Problemchen ein. Als erstes war der UKW-Empfang nicht mehr optimal, die Frequenz driftete immer leicht weg und war erst nach einer Spielzeit von mind. 1 Stunde stabil. Zudem fiel der Magische Fächer aus. Er zeigte keinerlei Reaktion auf die Feldstärke eines Senders, nur ein kleiner Strich in der Mitte wurde angezeigt. Zeit also sich des Radios noch einmal anzunehmen. Für den schwächelnden UKW-Empfang wurde der Ratio-Elko als schuldiger gefunden. Den hatte ich damals ja noch nicht gewechselt.
Tatsächlich war danach empfangsmäßig alles wieder in bester Ordnung. Also noch kurz das Problem mit dem Fächer lösen. Aus Erfahrung wusste ich das dort meist ein 470K Widerstand seinen Geist aufgibt. Laut Schaltplan sind hier aber 500K verbaut. Na, von mir aus, ich habe noch einen vorrätig. Nur: Wo zum Teufel sitzt der? Im Plan ist der Widerstand eindeutig als R38 gekennzeichnet, im Radio finde ich den einfach nicht! Sollte doch die Röhre einen weg haben? Also ab mit dem Fächer auf meinen Röhrenprüfer. Sie schlägt auch prompt schön voll aus und lässt sich regeln. Hm... also doch der Widerstand, der irgendwie nicht vorhanden ist. Leute, Leute! Nachdem ich nach einer Stunde suchen fast an meinen Fähigkeiten gezweifelt habe, jetzt der Lichtblick: Da isser ja! Die damaligen Ingenieure haben den IN DER Fassung direkt UNTER der Röhre versteckt! Junge, Junge, da musste erst einmal drauf kommen! Solange die Röhre steckt sieht man den natürlich auch nicht und wer kommt schon auf die Idee von HINTEN auf eine Röhrenfassung zu gucken? Ich habe den neuen jetzt außerhalb der Fassung angebracht.
Nachdem das alles erledigt war, funktionierte auch der Fächer wieder wie er sollte. Aber irgendwie mag mich das Radio nicht! Nach ein paar Minuten wurde die Wiedergabe schlagartig sehr leise. Das war auf allen Wellen und auch auf TA so. Also musste der Fehler in der NF zu suchen sein. Doch heute habe ich keine Zeit mehr dafür. 20.11.2016: Heute habe ich mich mal wieder erbarmt. Nach einigen Messungen ist mir erst jetzt aufgefallen das sämtliche Anodenspannungen zu hoch sind. Wieso eigentlich? Die Erklärung ist ganz einfach: Jemand hat den Gleichrichter schon einmal mit 4 Dioden neu bestückt und diesen wieder so zusammen gebaut das man nicht sehen konnte das er schon einmal geöffnet war! Dummerweise hat er keinen Widerstand zur Spannungsbegrenzung eingebaut. Das habe ich jetzt nachgeholt.
Mit einem Widerstand von 150 Ohm ist alles wieder im grünen Bereich. Nur eben das immer noch nach ein paar Minuten alles leiser wird. Eine erneute Messung aller NF-Röhren auf dem Prüfer ergab keinen Befund. Auch mit Kältespray kam ich nicht so wirklich weiter. Eher durch Zufall ist mir aufgefallen das, wenn ich mit einem Schraubendreher an Pin 3 der EABC80 ging, die Lautstärke schlagartig nach einem kurzem Brunnen wieder normal war und dann auch so blieb. Nun wurde die Fassung derselben noch einmal gründlich mit einer Dentalbürste und dem Tunerspray Teslanol T6 gereinigt. Seither spielt das das Chassis stundenlang ohne Fehler durch. 04.12.2016: Heute dann wieder einmal der Zusammenbau. Bis jetzt läuft das Radio schon seit über fünf Stunden problemlos und ich betrachte es jetzt endgültig als FERTIG! Selbst die fehlende Blende hat es jetzt wieder! :-)
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