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Ein Ausbau des Chassis ist unvermeidlich. Dazu müssen Sie die vier Kabel des Ausgangsübertragers vom Lautsprecher ablöten. Sie sollten sich vorher aufschreiben welches Kabel an welcher Stelle war, das erleichtert den späteren Zusammenbau. Der Rest ist dann einfach und sofort ersichtlich. Nachdem ich den stark mit Grünspan verunreinigten Sicherungshalter gereinigt hatte habe ich wie üblich als erstes die Röhren geprüft. Von den Dreien schwächelt die UY11 ein wenig. Das dürfte auf die üblichen Überlastungen der defekten Kondensatoren zurück zuführen sein. Außerdem war bei dieser Röhre der Sockel nicht mehr fest mit dem Glas verbunden. Dieses wurde mit dem Holzleim Ponal behoben. Mit einer Einwegspritze (gibt es beim Arzt Ihres Vertrauens) wird der verdünnte Holzleim (damit er auch von der Spritze aufgenommen werden kann) in die Hohlräume gespritzt und dann mindestens 24 Stunden in Ruhe gelassen. Der Leim ist dann trocken wenn er nicht mehr weiß ist sondern glasklar, also nahezu unsichtbar. Ein Heißleiter sowie die Skalenbeleuchtung sind im Schaltplan nicht zu finden, sind aber Original eingebaut. Erkennbar ist das an den Lötpunkten. Die Werksmäßig angebrachten Lötpunkte lassen sich nämlich mit einem normalen Lötkolben NICHT trennen! Es handelt sich hierbei um Schweißverbindungen die so aussehen: An diesem Radio hat sich bereits jemand versucht der des Lötens nicht so ganz mächtig war. Siehe folgende Bilder: Das Netzkabel wurde dilettantisch angelötet und auch bei einem weiteren Lötversuch wurde einfach ein dicker Klecks Lötzinn aufgetragen und dabei sogar noch ein Kabel beschädigt. Da dieses kleine Radio nicht über sonderlich viele Teerkondensatoren verfügt habe ich mich entschlossen alle defekten zu ersetzen und die neuen in die alten Hüllen einzusetzen. Als erstes Übungsobjekt mußte dazu dieser Kondensator herhalten: Übrigens wurde der hier sichtbare 20 Ohm Widerstand direkt ersetzt. Er hatte mittlerweile 30 Ohm erreicht, also 50% mehr als sein eigentlicher Wert. Mit einem von meiner Frau gesponsortem Einplattenkocher und einem alten Topf wurde etwas Wasser zum Kochen gebracht und der abgeknipste Kondensator darin erhitzt. Nach kurzer Zeit konnte ich das Innenleben mit einer Zange herraus ziehen. Ein neuer wurde dann in die vorhandene alte Hülle eingefügt und mit schwarzem Heißkleber wieder verschlossen. Wenn Sie den Heißkleber kurz vor dem vollständigem erkalten kurz mit den Fingern "begrabbeln" verschwindet der Glanz und das schwarze sieht wieder aus wie "alter Teer". :-) Nachdem ich die Kondensatoren des Netzteils und der NF getauscht, bzw. die Hüllen der alten neu befüllt hatte, sollte ein erster Testlauf erfolgen. So sah das Chassis bis dahin aus. Der dicke blaue Kondensator ist ein 13,2nF. Dieser passte leider nicht in das Gehäuse des original eingebauten 12,5nF. Im Schaltplan sind übrigens nur 8nF angegeben. Sie finden diesen zwischen Pin2 der UCL11 und einem 200KOhm Widerstand der an Pin6 der UCL11 geht. Würde mich einmal interessieren was bei Ihnen dort eingebaut ist. Um auf den Testlauf zurück zu kommen; MW spielt, es brummt aber ein wenig. Die Lautstärke des Brumms ändert sich auch nicht mit verstellen der Lautstärke. Es ist immer gleich. Das soll mich aber erst später interessieren. Zunächst störte mich der 13,2nF ganz gewaltig. Obwohl ich vorher noch nie Kondensatoren "getarnt" habe nervt es mich bei diesem Chassis weil es der einzige ist der optisch aus der Reihe fällt. Durch Zufall hatte ich noch einen alten, defekten 10nF ERO auf dem Tisch liegen. Dieser Typ ist zwar in dem Radio nicht verbaut, fällt aber optisch weniger auf. Also wurde die Banderole unter Dampf entfernt und dann der ERO auf die beschriebene Art neu befüllt. Zum Schluß Banderole wieder ankleben und das ganze sieht so aus: In eingebautem Zustand macht es sich optisch doch schon wesentlich besser, oder finden Sie nicht auch? Nachdem nun alle auf dem Chassis vorhandenen Teerkondensatoren neu befüllt sind wurde noch schnell die sehr gut erreichbaren Kontakte des Wellenschalters mit dem Glasfaserstift gereinigt. Damit wären die vorläufigen Arbeiten am Chassis abgeschlossen. Vorläufig deshalb weil es ja noch brummt. Es bleiben aber noch zwei Kondensatoren zu befüllen. Zum einen derjenige an dem Klangschalter und zum anderen derjenige am Ausgangsübertrager. Damit gab es dann auch gleich eine Panne. Wie gesagt habe ich bei diesem Radio erstmalig C´s getarnt. Ich konnte also nicht ahnen das es auch welche gibt die nur aus einem Glasröhrchen bestehen wo der Wert nur aufgedruckt ist und sich in Wasser auflöst. Diesen Effekt kannte ich bisher nur bei Röhren und Skalenscheiben. Nach dem Auskochen und herausziehen der Innereien hatte ich auf jeden Fall nur ein blitzsauberes Glasröhrchen in der Hand. :-( Es galt nun also den neuen gelben C mit schwarzem Isolierband zu umwickeln. Danach wurde wie gehabt schwarzer Heißkleber eingefüllt. Das die Beschriftung nun fehlt fällt zum Glück wegen der versteckten Bauweise des C´s nicht so auf. Da zum Bearbeiten des Gehäuses die Schallwand sowieso raus mußte hatte ich dies bereits vor dem Ersatz der letzten beiden C´s gemacht. Erstaunlich ist das es kaum einen farblichen Unterschied in den Rändern gibt! Das Radio muß also in einem Nichtraucherhaushalt gestanden haben. Ein erneuter Testlauf ergab dasselbe Ergebnis: Es brummt immer noch. Also werde ich demnächst den Siebelko prüfen. Zwei Wochen später hatte ich mich nun wieder an die Arbeit gemacht. Die Siebelkos wurden abgeklemmt und probeweise durch neue ersetzt. Am Ergebnis hatte das nichts geändert, es brummte nach wie vor. Im Rmorg bin auf eine fast identische Fehlermeldung gestoßen. Dort war die UCL11 der Übeltäter. Also habe ich eine NOS (das ist eine NewOldStock, also eine zwar alte aber noch nie benutzte Röhre) genommen. Es brummte immer noch. Als nächster Schritt wurden alle in Frage kommenden Widerstände geprüft. Alle OK! Wenn ich Ihnen jetzt den Fehler erzähle werden Sie verstehen warum ich mir nur noch mit der flachen Hand auf die Stirn geklopft habe; Ursache des Brummens war eine defekte Krokoklemme die ich an den AÜ angeschlossen hatte! Dieser hatte nun ein ernsthaftes Masseproblem und hat seinen Unmut durch kräftiges Brummen geäußert! :-() Also manchmal..... :-) Eher durch Zufall bin ich dann noch auf einen Bruch im Wellenschalter gestoßen. Dieser wurde ganz unkonventionell mit Sekundenkleber geflickt. Nachdem das Brummen beseitigt wurde läuft das Chassis auf beiden Wellenbereichen sehr zufriedenstellend. Wenden wir uns also dem Gehäuse zu. Das Gehäuse wurde mittels abbeizen und schleifen vom alten Lack befreit. Um das Gehäuse neu beizen zu können müssen Sie auch die Blende noch entfernen. Dies ist leider nur mit etwas Gewalt zu lösen. Die Blende ist mit dem Gehäuse verleimt und wird durch zwei Klötze, die ebenfalls verleimt sind, gehalten. Leider habe ich vergessen diesen Schritt mit einem Bild fest zu halten. Aber wenn Sie das leere Gehäuse vor sich haben werden Sie die zwei Klötze schnell erkennen. Mit neuer Beize sieht das schon wieder ganz anders aus. Für das Gehäuse habe ich mich für CLOU 2527 (Nußbaum dunkel) entschieden. Für die Blende (Bilder folgen noch) wurde CLOU 2212 (Nußbaum hell) verwendet. Wie sich beim entfernen des alten Lackes zeigte war noch ein Goldrand vorhanden. Diesen zu erneuern war Aufgabe meiner Tochter Jennifer. Altersbedingt hat sie einfach die ruhigeren Finger für solche filigranen Geschichten. Ob Sie es gerne getan hat weiß ich nicht, zumindest hat sie nicht gemurrt. :-) Das Ergebnis sieht aber so aus als ob ich Ihre Hilfe noch öfter benötigen werde. :-) Die Blende wurde genau so wie auch das Gehäuse (zum trocknen aucf einem Kleiderständer aufgehängt) mit Hartöl behnadelt. Bleibt nur noch nach der Trocknung der Zusammenbau. So, das Radio ist jetzt FERTIG! :-)
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