Reparatur

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17.03.2017:

Los geht es!

Die erste technische Vorprüfung ergibt nicht viel schönes. Die Skalenbirne leuchtet, die Seilantriebe funktionieren leidlich, die Leistungsaufnahme liegt mit 41 Watt etwas niedrig. Das verwundert aber nicht, ansonsten sagt das Radio nämlich ziemlich genau NICHTS. Noch nicht einmal ein Brummen ist zu vernehmen.

Um es einfacher zu haben, werde ich das Gerät nicht durch die Serviceöffnung reparieren. Das Chassis kommt raus.

Bereits beim Ausbau ergeben sich Hindernisse. Drei von vier Schrauben sind sehr schwergängig. Die vierte ging dann erstaunlich leicht, allerdings nur der Kopf! :-) Die Schraube ist dermaßen verrottet, das der Kopf direkt abgerissen ist. Fein, endlich kann ich mal wieder etwas ausbohren. :-)

Die Skalenlampe wird nach oben abgezogen und der Lautsprecher am Ausgangsübertrager abgelötet. Noch schnell den Stecker an der EM84 abgezogen und schon kann man mit etwas Gewalt und einem stabilen Schraubendreher das Chassis anhebeln und dann nach hinten aus dem Gehäuse ziehen. Die Gummipuffer glänzen nur noch als platte und verrottete Scheinwesen.

Tja, wo fängt man hier am besten an? Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, das ich an diesem Radio nichts verdienen werde. Eher das Gegenteil wird der Fall sein. Das fängt bereits bei der Röhrenprüfung an:

ECH81:    sehr schwach, wird gegen gut geprüfte ersetzt

ECC85:    sehr schwach, wird ebenfalls ersetzt

EF89:        Überraschung! Die ist noch gut!

EABC80:  2 Systeme noch brauchbar, das 3. ist nahezu tot. Wird also auch ersetzt

EL84:        Hier hätte ich eigentlich was totes erwartet, aber eben diese ist noch gut.

EM84:        Sehr selten, aber durch einen Riss im Glas ist die auch nur noch Altglas, wird ebenfalls ersetzt.

Als erste und wichtigste Maßnahme werden nun die "Entstörkondensatoren ersatzlos entfernt.

Diese braucht heute kein Mensch mehr. Ein Ersatz wäre zwar durch Y2 Kondensatoren möglich, aber eben sinnlos. Mittelwelle ist sowieso tot (zumindest hier in Deutschland!), also gibt es auch nichts mehr zu entstören.

Ein neuer Test ergibt nichts neues. Die NF schweigt immer noch beharrlich. Messungen ergeben eine fehlende Anodenspannung an der EABC80. Ursache ist ein durchgebrannter Widerstand (200K) an der Anode (Pin9).

Nach Ersetzen des selbigen spielt das Radio schon einmal. Fein, dann kann es ja jetzt weiter gehen. :-)

Als nächstes werde ich die vollkommen unwichtige Schutzabdeckung an der Ferritantenne wieder ankleben. Nicht das es unbedingt nötig wäre, aber sonst vergesse ich das und verliere das Teil wohlmöglich.

 

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19.03.2017:

Heute sollen die Knöpfe ab. Die sind einfach nur scheußlich dreckig! Allerdings gibt es hier eine kleine Besonderheit. Man gehe also wie folgt vor:

Am Lautstärkeregler die Madenschraube lösen und diesen dann normal abziehen. Auch der dahinter liegende Regler für den Klang kann man dann einfach abziehen. Anders sieht es auf der anderen Seite aus. Den Regler für FM kann man auch nach lösen der Madenschraube abziehen, der AM-Regler ist allerdings mit einem Sprengring gesichert.

Den Sprengring müssen Sie nicht entfernen, allerdings kann man den AM-Regler nur entfernen wenn er mit der höchsten Stelle über der höchsten Stelle des Sprengringes steht.

Nun werden die Klammern der Skalenscheibe abgezogen und diese kann entnommen werden.

Die Tasten habe ich nicht auf meine herkömmliche Art los bekommen. Diese sind mit einem Kleber gesichert. Der Kleber löst sich aber bei Wärmezufuhr. Also mit dem Lötkolben die Stangen erwärmen (aber BLOß nicht zuviel!!) und die Tasten dabei nach vorne abziehen.

Da liegt nun das ganze Elend:

Wem das noch nicht an Schmutz reicht, bitte schön, wir können noch mehr. :-)

Hoffentlich reißt hier nie ein Seil. :-)

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26.03.2017:

Der Rest der abgerissenen Schraube wurde mehrer Tage in Rostlöser getränkt. Tatsächlich konnte ich ihn heute mit einer Gripzange ausdrehen.

Die Knöpfe und Tasten kamen ins Ultraschallbad und sahen danach aus wie neu. Eigentlich hätte ich ja nun zufrieden sein können. War ich aber nicht, an einer Taste war ein kleiner Riss zu erkennen, die hält nicht mehr lange. Und dann kam er, mein Untergang!

Wie schon an ´zig Radios vorher, wo das immer problemlos geklappt hat, kam ich auch hier auf die glorreiche Idee die Tasten einfach mit ein wenig transparentem Heißkleber zu füllen. Bei diesem Radio sage ich Ihnen: LASSEN SIE DAS!!

Der Kleber war gerade eben so warm das er mit sanfter Gewalt aus der Pistole kam. Der erste Tropfen fiel in die Taste und ....... das war es dann mit der Taste!! Sofort und ohne Vorwarnung hat sie sich schön deformiert!

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13.04.2017:

Nach drei Wochen intensivem Suchen habe ich endlich ein paar Tasten für dieses Gerät ergattern können. Vielen Dank dafür an Wilfried Meier aus dem Radiomuseum Duisburg!

Dummerweise passen die Farben so gar nicht. Die ergatterten Tasten sind weiß und hellbraun/beige, aber eben nicht das typische Elfenbein. Hier wird nun geschummelt. Nachdem ich alle Farbkombinationen durchprobiert habe, wurde entschieden die zwei äußersten Tasten durch die hellbraunen zu ersetzen. Das ist zwar nicht original, sieht aber trotzdem gut aus. Wer es nicht weiß meint das es so sein müsste. :-)

Nachdem diese Hürde nun genommen war folgte das übliche Kondensatoren tauschen. Fies bei Siemens: Die Dinger sind teilweise eingeklebt!

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17.04.2017:

Heute wurden die restlichen Kondensatoren und Elko´s gewechselt. Da es dort keinerlei Besonderheiten gab, gibt es jetzt davon auch keine Bilder.

23.04.2017:

Heute habe ich die Frontblende ausgebaut und gereinigt. In der Zwischenzeit durfte das geleimte Gehäuse trocknen.

13.05.2017:

Putz und Flicktag! :-) Das Messing wurde poliert.

Die Bodenplatte wurde gut angefeuchtet und dann in zwei Brettern ab in den Schraubstock.

Nach ein paar Tagen der Trocknung sieht sie aus wie neu. Als letzter Arbeitsgang für heute wurden dann noch die abgebrochenen Abstandhalter für die Frontblende wieder verleimt.

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14.05.2017:

Da dieses Radio ja nur über einen Spartrafo verfügt und der zukünftige Besitzer von Röhrenradios überhaupt keine Ahnung hat, habe ich die Anschlüsse für den Zweitlautsprecher und den TA-Anschluss abgeklebt. Natürlich habe ich ihm auch erklärt WARUM ich das gemacht habe. Es gab keinerlei Einwände. :-)

Danach war nur noch die Montage fällig. Dachte ich jedenfalls. :-)

17.05.2017:

Irgendwie scheint sich der kleine Siemens in meinem Keller wohl zu fühlen und denkt gar nicht daran diesen zu verlassen. Natürlich musste er bei mir noch ein paar Tage probelaufen. Aber bei etwas mehr Bass oder höherer Lautstärke schepperte da irgend etwas. Es hörte sich an wie rappelndes Plastik. Also Chassis wieder raus und das arme Ding auf voll Pulle laufen lassen. Aber egal wo ich gedrückt habe, das scheppern blieb! Mich beschlich ein Verdacht! Lautsprecher raus und nur auf dem Tisch gelegt rappelt und scheppert es genauso. Mit meinem Testlautsprecher, den ich ja während der Reparaturen immer verwende, ein absolut sauberer Klang! Also ist der Lautsprecher auch noch defekt. Gott sei Dank habe ich in meiner Ersatzteilecke noch einen passenden Lautsprecher. Schwups hatte er ein neues Zuhause. :-) Nun läuft das Radio richtig schön. Also bleibt nur noch die Meldung: FERTIG! :-)

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Was ich ja sonst nie mache, aber dieses Radio hat es verdient: Ein Bild von der Materialschlacht! Soo viel hatte ich (glaube ich zumindest) in so einem kleinem Ding noch nie auf einmal kaputt!