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Wie immer habe ich das Radio an meinem Trenntrafo angeschlossen und wollte es einschalten um dabei die Stromaufnahme im Auge zu behalten. Nur das es nichts zu sehen gab. Das Radio ging erst gar nicht an. Auch war das gewohnte "Klick" nicht vorhanden wenn der Netzschalter sich umlegt. Es gab auch keinen spürbaren Widerstand wie es eigentl. sein sollte. Ich frage mich jetzt woher der Verkäufer wohl wissen will das dieses Radio auf allen Wellenbereichen spielt. Also Stecker wieder raus und Chassis ausbauen. Theoretisch jedenfalls. Schon hatte ich das nächste Problem an der Backe. Am Knopf der Lautstärkeregelung fand ich auch nach mehreren Minuten keinen Angriffspunkt für meinen Schraubendreher. Also habe ich mir die Innerei einmal mit einer starken Lampe beleuchtet und festgestellt das da auch nie mehr ein Schraubendreher Fuß fassen wird. Beide Seiten der Madenschraube waren fein säuberlich abgebrochen. Auch ein Versuch die defekte Schraube mittels Dremel aufzubohren scheiterte. Da blieb dann nur noch pure Gewalt und ein schlechtes Gewissen. :-) Ein schräg angesetzter Schraubendreher mit einem beherztem Hammerschlag versetzt.... Kaputt war mein Reglerkopf. Aber wenigstens halbwegs planmäßig dort gebrochen wo ich das auch wollte. Immerhin konnte ich den Knopf nun mit einer Zange abziehen. Die Reste des Knopfes konnte ich problemlos mit Sekundenkleber wieder in Originalform bringen. Danach ging es an den Ausbau des Lautstärkepotis, der ja den Netzschalter beinhaltet. Das ging problemlos. Die Regler/Poti- Einheit läßt sich auch relativ einfach auseinanderbauen. Man muß nur den gekröpften Rand etwas aufbiegen und schon kann man alles auseinander ziehen. Netzschalter und Poti sind zwei verschiedene Einheiten, man kann jede für sich bearbeiten. An den Potis gab es nichts zu tun, der Netzschalter war wie erwartet defekt. Jemand hat diesen Schalter mit Gewalt überdreht und auch das abgebrochene Stück fiel mir direkt entgegen. Der Umschalter (gelber Pfeil) war verbogen und hat durch Gewaltsame Einwirkung ein Stück des Bakelit der Umschalteinheit abgebrochen (roter Pfeil). Ich habe den Hebel wieder gerade gebogen und das abgebrochene Stück mit Sekundenkleber SATT eingetunkt, mit einer Zange angelegt, mit einem Uhrmacherschraubendreher in genaue Position geschoben und dann noch einmal ringsum mit Sekundenkleber dick eingestrichen. In solchen Fällen verliert natürlich der Name "Sekunden"kleber seine Bedeutung. Man muß dann schon einige Stunden Geduld aufbringen und auf KEINEN Fall das passend sitzende Stück berühren! Wenn Sie das zu früh machen wird sich das Stück verschieben und der Sekundenkleber weiß plötzlich wieder wieso er so heißt! :-) Er wird schlagartig knüppelhart, nur nicht da wo Sie es wollen! Sie bekommen ihn auch nicht wieder entfernt ohne noch mehr kaputt zu machen. Ich kenne das aus früheren Klebeaktionen. Am besten Sie gehen direkt nach dem genauen Anpassen ins Bett oder laden Ihre Frau zum Essen ein. Sollte Ihre Frau zu den Schnellessern gehören sagen Sie einfach "Schatz, ich glaube Du brauchst ein paar neue Schuhe! Komm wir gehen mal gucken, ich begleite Dich!" Das dauert mit Sicherheit lange genug! :-) So, ich bin weder Essen gegangen noch habe ich in Schuhe investiert. Ich habe einfach drei Stunden gewartet. Alles wie erwartet bombenfest und einbaubereit. Ein kurzer Test am Meßgerät bestätigt die Schaltfunktion. Regler wieder eingebaut und nun endlich erster Test am Trenntrafo. Tatsächlich hatte der Verkäufer Recht! Alle Wellenbereiche funktionieren! Was rege ich mich eigentlich auf? :-) Um es kurz zu machen: Es mußten ALLE Papierkondensatoren ersetzt werden! Die Bilder spare ich mir jetzt, ich denke mal das mittlerweile jeder weiß wie die Dinger aussehen. Falls nicht kann man ja bei anderen Restaurationsberichten hier nachsehen. Was blieb noch zu tun? Eigentlich nur noch Gehäuse und Lautsprecher. Den Lautsprecher habe ich mit Löschpapier geflickt. Das hat sich bisher als Klangneutral und haltbar erwiesen. Dazu ein passendes Stück Löschpapier ausreißen (nicht schneiden!), dann die Membrane dick mit Ponal einkleistern und das abgerissene Stück Löschblatt auflegen. Mit leichtem Druck anpressen und mit einem feuchten Lappen das ausquellende Ponal wieder verstreichen. Nach spätestens 24 Stunden ist die Membrane wieder funktionsfähig. Nun wurde das Gehäuse geschliffen und danach mit Hartöl versiegelt. So sieht das Radio nun aus und es funktioniert auf allen Wellenbereichen hervorragend! Eigentlich müßte man noch einen genauen Abgleich durchführen da nun die Zeigerstellung auf der Skala nicht mehr genau dem eingestelltem Sender entspricht. Dazu habe ich aber leider noch nicht die technischen Möglichkeiten, also lasse ich es so wie es ist. Des weiteren könnte man noch eine Bodenplatte aus stabiler Pappe anfertigen, dazu habe ich aber momentan weder Zeit noch Material zur Verfügung. Also bleibt es erst einmal so und das Radio wird trotzdem als "FERTIG" gemeldet.
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