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Bei diesem Radio handelt es sich um ein moderneres Gerät. Ein Großteil der Bauteile ist bereits auf Platinen. Diese mag ich persönlich eigentlich nicht so sehr. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen keine vollständige Restaurierung durchzuführen, es soll nur für Alltagsbetrieb repariert werden. Los geht´s: Das Chassis ist schnell ausgebaut. Man muß dazu nur den Hauptlautsprecher ablöten und die 4 Schrauben am Boden lösen. Danach kann man das Chassis einfach nach hinten rausziehen. Danach die Madenschrauben der Knöpfe lösen und die Reglerknöpfe abziehen. Die Knöpfe der Klangregler sind nur aufgesteckt, nicht geschraubt. Nach dieser leichten Übung kann man die Skalenscheibe auch leicht entfernen. Es folgt der obligatorische Röhrentest. Bis auf die bereits erwähnte EM84 sind alle noch im grünen Bereich (behauptet zumindest mein Röhrenprüfgerät). Um festzustellen ob überhaupt noch Leben in dem Radio steckt wird es nun also vorsichtig am Stelltrafo "hochgefahren". Tatsächlich tut sich nach einiger Zeit etwas. Mittel- und Langewelle spielen als ob es überhaupt keine defekten Bauteile gäbe, UKW ist jedoch sehr schwach und verzerrt. Außerdem kann man nicht den ganzen Bereich durch drehen, irgendwo hakt es ein wenig. Wenn man jedoch am Drehko selber dreht geht es, also dürfte es ein Problem der Seilführung sein. Desweiteren sind beide Skalenlampen durch. Als vorläufig letzter Fehler wird registriert das der Baßregler unerlaubter Weise auch die Lautstärke UND den UKW-Empfang verändert. Aus Erfahrung prüfe ich nun zuerst den Wert der Netzsicherung. Ich hatte es bereits mehrmals das da irgendwer eine stärkere eingesetzt hat weil die originale aufgrund irgendwelcher Fehler immer durchbrennt. Hier ist aber alles in Ordnung, es werkelt die vorgesehene 0,3A. Die nächste Baustelle heißt C51. Wenn dieser defekt ist brennt irgendwann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einmal der Netztrafo durch. Eine Überprüfung ergab dann das C51 nur noch einen Isolationswert von 1,3 Megaohm hat. Das hatte ich erwartet und deshalb schon einmal meinen Lötkolben vorgewärmt. :-) Kurz entschlossen werden nun einfach ohne jegliche Überprüfung ALLE Papierkondensatoren gewechselt. Dazu gehören auch die sogenannten "Malzbonbons". Als erstes müssen C35, C34, C36, C44 und C37 Platz machen für Ihre neuen Kameraden. Den Elko C45 habe ich ausgebaut und überprüft, er durfte wieder einziehen. Wenn Sie sich noch nicht so sehr auskennen werden Sie mit dem C33 eine Überraschung erleben. Dieser hat vier Anschlüsse. Zwei davon dienen der Abschirmung. Merken Sie sich unbedingt die Einbaulage dieses Kondensators! Nach dem Ausbau nehmen Sie Ihr Messgerät und suchen Sie die zwei Beinchen die vollen Durchgang haben. Das sind die beiden der Abschirmung. Ich zeige Ihnen kurz wie man sich einen solchen Kondensator leicht selber herstellen kann. Um einen solchen zu basteln benötigen Sie etwas selbstklebende Kuperfolie und natürlich den neuen Kondensator mit passendem Wert. Dazu noch ein wenig Kupferdraht und schon kann man loslegen. In die Mitte der passend geschnittenen Kupferfolie streichen Sie großzügig Lötzinn auf. Danach den Kuperdraht darin eintauchen und diesen dann auch noch einmal mit Lötzinn bestreichen. Nun wird das ganze um den Kondensator gewickelt und sieht dann so aus: Sie müssen jetzt nur noch darauf achten das Sie den Kondensator auch richtig herum einlöten. Deshalb sollten Sie sich die Einbaulage merken. :-) Nun gibt es nicht mehr viel zu tun. Lediglich C21, C7 und C32 sind noch zu tauschen. Damit ist die Hauptarbeit bereits erledigt. Ein Testlauf bestätigt das sich das Radio mit den neuen Bewohnern durchaus wohl fühlt. Ein wesentlich besserer Klang ist das Ergebnis. Auch der Fehler des Baßreglers hat sich damit bereits erledigt. UKW schwächelt aber immer noch und eingestellte Sender müssen ständig nachgeregelt werden. Ein probeweises Ersetzen der ECC85 bestätigte den Verdacht. Obwohl die jetzt eingesetzte auf dem Röhrenprüfgerät schlechtere Werte hat funktioniert sie hier einwandfrei. Bleibt in Sachen Reparatur eigentlich nur noch das haken bei der Sendersuche. Ich drehe also am Drehko und beobachte was das Seil so macht und wo es klemmen könnte. An bewußter Stelle macht es dann ungeplant "ZING" und das Seil war durch! Tolle Baustelle, genau das wollte ich eigentlich vermeiden. :-) Dafür wurde dann aber auch gleich der Grund des hakens und reißens sichtbar. Ein Seillaufrad ist beschädigt. Natürlich habe ich jetzt kein von den Maßen passendes hier, wie sollte es auch anders sein? Also muß das Auflegen eines neuen Seiles warten bis ein Ersatz gefunden wird. Weiter geht es also demnächst.... Etwa 4 Wochen später ist es soweit. Ich habe sowohl von einem Forenmitglied des DRF ein passendes Seillaufrad bekommen als auch noch einen besseren Fang gemacht. Im Keller eines Kunden dümpelte ein Radiochassis das mir doch sehr bekannt vorkam. Genau! Das des Villingen 90! Für den Kunden war es nur Schrott den er bisher noch nicht zu entsorgen geschafft hat, für mich war es ein Glücksgriff. Zwar war das Chassis total verdreckt und alle Röhren fehlten, ansonsten war es aber komplett. Also das perfekte Schlachtobjekt. Somit hatte ich jetzt also nicht nur alle Seillaufräder parat sondern auch noch gleichzeitig eine perfekte Vorlage für den Seilverlauf. Auch der bei mir defekte Knopf sowie die Zierleiste fanden direkt Verwendung. Beim durchdrehen des Drehko von dem Schlachtchassis ist mir dann auch klar geworden warum mein Laufrad zerbrochen war. Die Seilrolle war nicht mehr "rutschig" genug. Daher lief das Seil dann schief und immer schön auf den Kanten des Rades. Da meine Rolle genauso desolut aussah wurde sie ausgebaut. Dabei den Stab bitte nur soweit rausziehen bis man die Rolle entfernen kann, ansonsten hat man direkt das nächste Seilproblem (die AM-Seilführung!). :-) Die Rolle habe ich dann über eine Schraube gestülpt und mit zwei Muttern festgesetzt. Somit war sie für das Bohrfutter meiner Standbohrmaschine und einer Politur bereit. Dank des Schrottchassis als Vorlage war das neue Skalenseil schnell aufgelegt. Als nächstes fiel mir auf das bei dem Schrottchassis beide Skalenbirnen weiß gefärbt waren. Ein bißchen durchs Internet gesurft und schon war der Sinn klar. Die weiße Beschichtung soll ein gleichmäßiges Ausleuchten der Skala bewirken. Nur, womit färbt man eine Glühbirne am besten? Tauchlack gibt es in 6 Farben, nur nicht in Weiß. Es gab Tips von Nagellack und verdünntem Heizkörperlack. Letzteres erschien mir wegen der Temperatur logisch, war aber nur in Gebinden von minimal 1 Ltr. erhältlich. Wesentlich zuviel für diesen Zweck. Ich habe dann auf einer normalen 60 Watt Glühbirne als Experiment einmal weißen Nagellack und als zweites die Modellbaufarbe von Revell (Email 301) aufgetragen und diese 4 Stunden brennen lassen. Nach dem Abkühlen hatte sich der Nagellack gelblich verfärbt, die Emailfarbe überhaupt nicht. Logische Konsequenz; Die Skalenbirne in der Mitte ist eine defekte Originale des Schlachtchassis. Nun waren nur noch Standardarbeiten auszuführen. Chassisreinigung und Skalenblechreinigung. Mit den folgenden Bildern melde ich das Radio als FERTIG!
PS: Als kurzer Nachtrag noch ein Bild wie die Skala nun durch die gefärbten Birnen schön gleichmäßig ausgeleuchtet wird.
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