|
Es folgt also wie immer der aufwändigste Teil. Zuerst möchte ich jedoch einen kurzen Zustandsbericht geben in dem sich das Radio im Kaufzustand befand. Angepriesen wurde es als "spielt perfekt". Da ich nicht weit vom Anbieter entfernt wohne habe ich es gleich selber abgeholt. Es spielte dann bei meiner Ankunft auch tatsächlich schon, aber nur sehr, sehr leise. Perfekt ist anders. :-) Die Skala lief entgegengesetzt. Der Verkäufer (ein älterer Herr) konnte sich das alles nicht erklären, hätte er es doch selber vor Jahren repariert. Naja, als Zugabe habe ich dann kostenlos noch ein anderes Radio dazu bekommen, kann man also nicht meckern. :-) Kommen wir nun zu dem was Sie auf dieser Seite zu Recht erwarten können, eine Beschreibung der Restauration. WARNUNG! Es handelt sich bei diesem Gerät um ein Allstromgerät! Entfernen Sie NICHT die Rückwand bei gestecktem Netzstecker und unternehmen Sie keine Reparaturversuche OHNE Trenntrafo! LEBENSGEFAHR! Vom Vorbesitzer wurden das Netzkabel, die Lautsprecherkabel sowie zwei Kondensatoren bereits gewechselt. Das Skalenseil hat er laut eigenen Angaben nicht angerührt. Das dies trotz falsch laufendem Zeiger tatsachlich stimmte sollte ich erst sehr viel später erfahren! Die alten Kondensatoren konnten Sie ja bereits hier bewundern. Das diese alle raus müssen bedarf wohl keinerlei Diskussion und auch keinerlei Meßgeräte. Angefangen habe ich dann aber mit einem Röhrentest. Erstaunlicherweise waren alle noch weit über 90 %, also durchweg "gut". Bis auf eine Ausnahme; Die UY41 schwächelt ein wenig. Das wundert mich nun nicht wirklich, die dürfte wohl wegen der allesamt defekten Kondis gnadenlos überfordert gewesen sein. Eine neue habe ich aber nicht, also muß sie erst einmal noch herhalten. Um ein weiteres sinnvolles Arbeiten zu ermöglichen muß auf jeden Fall das Cassis aus dem Gehäuse. Dazu werden die 5 Schrauben der Rückwand entfernt. Diese zieht man dann nach hinten weg. Danach werden die zwei Madenschrauben der vorderen Bedienknöpfe GANZ herausgedreht und die Knöpfe abgezogen. Die beiden hinteren Regler verbleiben noch an ihrem Platz! Nun werden die 2 Schrauben der Skalenscheibe entfernt. Diese kann man dann nach oben wegziehen und entfernen. Als nächstes wird der Lautsprecher abgelötet. Sinnvoll dürfte sein dazu die UY41 und die UL41 kurzzeitig zu entfernen. Das erleichtert das Ablöten des unteren Lautsprecherkabels. :-) Als letztes muß noch das Massekabel oben links in der Ecke abgeschraubt werden. Nun kann man das Chassis vorsichtig (Unbedingt auf den Skalenzeiger achten!!) nach hinten raus ziehen. Das Cassis ist nun also ausgebaut, die Röhren wieder gesteckt und mein Testlautsprecher sowie mein Signalgenerator sind angeschlossen. Eine Messung an der verschlissenen UY41 ergibt das etwa 20 V zuwenig am Ausgang liegen. Das kann aber nun nicht der Grund für das nur ganz leise spielende Gerät sein. Also habe ich als erstes C3 gewechselt. Dieser hängt ja direkt am Netz und sollte auf jeden Fall in Ordnung sein. Dann wurden alle C´s des NF-Teils gewechselt. Die mit den roten Pfeilen wurden von mir gewechselt, der mit dem grünen Pfeil vom Vorbesitzer (wurde natürlich geprüft und als OK befunden). Das Malzbonbon das vom gelben Pfeil markiert ist wird natürlich noch getauscht. Es folgt nun ein erster Probelauf. Erwartet hatte ich nun natürlich eine vernünftige Wiedergabe meines vom Signalgenerator eingespeisten Tones. Aber noppes! Alles wie gehabt! Hm... Solange die NF nicht läuft brauche ich mich um den Rest erstmal gar nicht kümmern. Also doch messen! Nach einigen Messungen bin ich dann auf den Punkt gestoßen wo an der Verbindung von R32 und C58 eigentl. 60 Volt anliegen sollten. Tatsächlich ist hier nix, bzw. nur im Millivoltbereich zu messen. C58 wurde jedoch vom Vorbesitzer gewechselt und war ja OK. Also kann theoretisch nur ein unterbrochener R32 für einen Spannungsausfall verantwortlich sein. Aber denkste! R32 meldet nach ablöten brav seine 220 K. C72 habe ich gewechselt, R33 und R37 haben ebenfalls Ihre richtigen Werte. Also alles wieder an seinen Platz und nochmals Probelauf. Siehe da! Der Kleine brüllt los und gar nicht mal so leise! :-) Ursache war eine kalte Lötstelle (gelber Pfeil). Diese wurde ja durch meine Auslötaktion für das Messen und dem wieder einlöten automatisch beseitigt. Glück muß man haben. :-) Es blieb noch das Malzbonbon und ein Papierkondensator am Antennenanschluß zu wechseln. Damit wäre die C´Razzia erfolgreich beendet. Nun wurde vom Signalgenerator auf UKW geschaltet. Es rauscht und nach kurzer Zeit finde ich WDR2, meinen stärksten Sender hier. Eine kurze Messung am Ratioelko erbrachte -16,8 Volt. Alles bestens! Auch MW funktioniert zufriedenstellend. LW kann ich wie immer im Keller nicht testen, absolut kein Empfang möglich. Bei der weiteren Durchsicht ist mir dann noch eine gebrochene Litzenführung aufgefallen. Diese wurde noch schnell "stilecht" mit schwarzem Heißkleber repariert. :-) Bleibt als nur noch die Ausbeute der defekten Teile zu zeigen. Damit wäre der elektrische Teil (mit Ausnahme der UY41) erledigt. Als nächster Gang muß natürlich das Skalenseil dran glauben. Stunden später, um nicht zu sagen zwei Tage später, habe ich es endlich geschafft das Seil so auf die verschiedenen Führungen zu legen das sich tatsächlich der spätere Zeigerbereich von einem markiertem Ende zum anderen bewegt und das sogar noch in der richtigen Richtung. (Dachte ich zumindest!) Also wende ich mich, beschwingt des Erfolges, den wenigen Gehäusearbeiten zu. Bakelit ist ein dankbares Material. Ein wenig KFZ-Politur und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der geneigte Leser wird nun zu Recht das Ende dieser Arbeit erwarten, aber es taten sich doch noch zwei Probleme auf. Das erste war schnell zu lösen. Der Wellenschalter stand falsch. Was ich erst jetzt gesehen habe; Auf der Skala ist abgebildet wie er eingebaut werden muß! :-) Die "Nasen" in den Kreisen der verschiedenen Wellen zeigen die Schalterstellung an. Naja, man kann ja nicht alles wissen. :-) Das zweite und größere Problem beim Zusammenbau war der Skalenzeiger. Dieser muß ja von außen durch den Schlitz und erst dann mit dem Seil verbunden werden. Ich habe über eine Stunde versucht den Zeiger dazu zu überreden an seinen Platz zu gehen. Aber entweder bin ich zu dusselig oder das Ding passt einfach nicht so wie es soll. Aber andererseits war er ja auch hier drin... muß also gehen! Dann fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren!!! Der Verkäufer hatte Recht! Er hat an dem Skalenseil überhaupt nichts geändert. Nein, er hat einfach den Zeiger auf die falsche Seite gesetzt! Von vorne besehen hat er den Zeiger auf das obere Seil gesetzt. So ist es auch im Seillaufplan eingezeichnet. Das ist aber FALSCH!! Der Zeiger muß auf das untere Seil. Das sieht man deutlich wenn man von hinten durch das Chassis sieht. Dort gibt es nur einen Schlitz und der läuft GENAU am unteren Seil lang. Also heißt es morgen nochmals Seil ab, wieder andersrum drauf (also wie gehabt!) und Zeiger unten montieren! Das ist aber nur noch Kosmetik und ich melde das Gerät schon einmal als FERTIG! :-)
|