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Eigentlich wollte ich das Gerät ja noch nicht bearbeiten, aber die Neugier hat dann doch gesiegt. :-) Es gilt allerdings ein paar Regeln einzuhalten. Der Ausbau des Chassis ist nicht mit dem Herausdrehen der vier Schrauben am Gehäuseboden erledigt. Als erster Arbeitschritt muß das Bandgerät ausgebaut werden. Das ist relativ einfach. Dazu muß man nur die vier Schrauben lösen, die an der Federung befestigt sind. Nach ablöten des Stromkabels kann man das Gerät vorsichtig nach oben hin entnehmen. Nun muß man vom linken (von hinten gesehen!) Lautsprecher die Kabel ablöten. Es folgen die Lautsprecherkabel, die von der kleinen Pertinaxplatte zu den Übertragern gehen. Jetzt leicht und vorsichtig (wegen der Skalenscheibe!) auf den Lautstärkeregler drücken. Erst wenn sich die Scheibe um etwa 1 Millimeter mit bewegt, auf den Senderwahlregler drücken. Wenn auch diese Seite sich gelöst hat, das Radio wieder umdrehen. Nun wird es etwas knifflig. Auf keinen Fall irgendetwas mit Gewalt machen, die Scheibe verkantet sehr schnell und auch die Ferritantenne ist in Gefahr! Das Chassis muß nun nach links gedrückt werden. Dann rechts ein wenig nach hinten rausziehen und gleichzeitig links nach vorne drücken. Immer nur Millimeterweise und immer die Skalenscheibe im Auge halten und nirgendwo anstoßen! Wenn man diese Prozedur ein paar mal gemacht hat, kommt irgendwann der Moment indem man das Chassis nach rechts hinten aus dem Gehäuse ziehen kann. Erste Diagnose nach entfernen der Skalenscheibe: Urks! Bereits beim ersten Öffnen des Radios kam der Verdacht auf, daß das Gerät Jahre in einer Scheune verbracht haben muß. Dieser Eindruck bestätigte sich jetzt. Der gesamte Skalenhintergrund schimmelt vor sich hin. Die verschiedenen kleine Tierchen, die ich hier entdeckte, haben anscheinend Geschmack an den hauchdünnen Kabeln gefunden. Die Kabel sind nicht abgerissen sondern durchgebissen. Nach entfernen einer Käferleiche und einer Spinne die wohl dann den Käfer.... kommen auch am Trafo durchgebissene Kabel zum Vorschein. Ein kurzes Durchmessen der Kabel brachte das Ergebnis, das zumindest das Massekabel hinüber war. Sollte das schon der alleinige Grund sein das der Verstärkerteil auf rein gar nichts reagiert? Messungen am Trafo ergaben nichts außergewöhnliches. Also habe ich kurzerhand das defekte Kabel überbrückt. Dann habe ich den Stelltrafo langsam von Null Volt an hoch geschaltet. Dabei habe ich immer schön die Ampere und die Wattzahl beobachtet. Zu sehen war nichts was von belang wäre, aber es hat trotzdem geknallt. Die EZ81 ist geplatzt. Da es sich hier um die Gleichrichterröhre handelt dürfte wohl doch noch etwas im argen liegen. Natürlich habe ich momentan keine hier, wie sollte es auch anders sein.... Naja, Fortsetzung folgt! ... etwa 3 oder 4 Jahre später fällt mir dieses Radio wieder in die Hände. Zu meiner Schande muß ich gestehen, das ich selber erst einmal hier nachlesen mußte was denn nun überhaupt damit war. :-) Aber weiter geht´s: Eine EZ81 habe ich nun. (Dank an Edi aus dem DRF!) Mittlerweile ist mir auch klar geworden, warum die alte nicht mehr mochte. Schuld waren die beiden Entstörkondensatoren. Die beiden Teile hören im Schaltplan auf den Namen C73 und C74. Einer der beiden hatte vollen Durchgang, der andere auch nur noch knapp 1,5 M Ohm Isolationswiderstand. Bei der Belastung hat die Röhre natürlich aufgegeben. Zum Glück muß man sagen. In der Regel stirbt bei diesen Werten eher der Trafo. :-) Eigentlich kann man diese beiden Kandidaten auch ersatzlos streichen, das wollte ich aber nicht. Also sind zwei neue 4,7nF mit 1000V zur Arbeit verdonnert worden. Nun war das erste Problem erledigt und schon kam das zweite. Dieses Brummen kenne ich nun schon zur Genüge, es spricht für einen defekten Siebelko. Also mußte auch dieser nun diese gastliche Stätte verlassen und Platz für einen, bereits fertig gekauften, neuen Becher machen. Man kann natürlich auch zwei normale Elkos einbauen, wollte ich aber nicht. :-) Diese Becherelkos gibt es bei Jan Wüsten. Übrigens auch sonst eine sehr interessante Seite! Da jetzt im Netzteil alle Spannungen stimmen wäre das Thema Netzteil abgehakt. Wenden wir uns dem NF Teil zu. Der Ton meines Generators wird auf jeden Fall schon einmal wieder gegeben. Aber irgend etwas stimmt da nicht. Es klingt nicht so wie es eigentlich sollte. Da wir es ja hier mit einem Stereoverstärker zu tun haben gibt es natürlich auch zwei Ausgangsübertrager und auch zwei EL84. Direkt bei der ersten werde ich fündig. An der Kathode (Pin 3) sind nur ca. 200mV zu messen. Laut Schaltplan sollten da so um die 7V anliegen. Ein Druck auf die Stereotaste ändert nichts, aber damit wird gleichzeitig auch die zweite Endstufe eingeschaltet. Das erleichtert die Vergleichsmessungen ungemein. :-) An der zweiten EL84 liegen denn auch 6,8V an. Seltsamerweise liegen danach ja nur noch zwei Bauteile, die auch noch beide an Masse gehen. Dann schaue ich mir die Fassung an und es wird klar das hier schon jemand ordentlich was getan hat. Nicht nur die Fassung ist ersetzt worden (erkennbar an den Schrauben), auch der Elko ist neueren Datums. Die Lötungen sind in Ordnung, sollte die Röhre defekt sein? Hmm... es ist mir schon fast peinlich.... die Röhre ist auch in Ordnung, aber dummerweise ist es keine EL84! Bei der verbauten handelte es sich um eine PL84, also eine Röhre für TV´s. Fluchs kommt eine noch brauchbare EL84 in die Fassung und VOILA! Der Verstärker hört sich plötzlich so an wie er soll, die Meßwerte stimmen fast zu 100% mit dem Schaltplan überein und alles ist schön. :-) Weiter geht es mit einem ganz offensichtlichem Fehler. Offensichtlich deshalb, weil eben nichts zu sehen ist. Gemeint ist das "magische Band", auch EM84 genannt. :-) Die Anzeige wird bei diesem Radio ausgeschaltet wenn auf TB oder Tefifonbetrieb umgeschaltet wird. Eigentlich eine gute Idee, diese scheint aber hier für einen Fehler zu sorgen. Zunächst kontrolliere ich aber den 470 K Widerstand an Pin 6 der EM84. Dieser hatte auch schon in anderen Radios Ärger gemacht. Und tatsächlich ist auch dieser tot. Einfaches erneuern hat dann auch gleich den Fehler beseitig, die EM84 funktioniert nun einwandfrei.
Als nächster Fehler wird das, trotz Außenantenne, sehr schwache Empfangsverhalten im AM-Bereich festgestellt. Dieser reagiert überhaupt nicht auf Pegeländerungen des Antennenverstärkers, dafür aber, wenn man mit dem Finger auf die entsprechenden Spulen an der Ferritantenne drückt. Fazit: Das Antennensignal wird nicht durchgeschliffen. Die Ursache ist auch schnell gefunden. Ein abgerissenes (oder abgebissen?) Kabel war des Rätsels Lösung. Selbst ohne Schaltplan war der Ursprungsort schnell zu erkennen, das andere dazu passende Ende war schnell lokalisiert.
Bleibt nur noch der Tausch der letzten 3 Papierkondensatoren.
Die elektrische Funktion ist dann damit auch wieder auf der sicheren Seite. Damit das Ganze auch wieder ein wenig schick aussieht, wird alles ein wenig gereinigt. Bei der Gelegenheit kommen auch gleich alle Röhren auf den Prüfstand. Die ECC83 und die ECH81 sind grenzwertig und werden gegen bessere Exemplare getauscht. Die Reinigung des Tastensatzes bedarf einiger Erklärung. Zuerst müssen die Bereichswahltasten ab. Diese hebelt man am besten mit einem kleinen Schraubendreher ab.
Immer schön vorsichtig und Millimeterweise vorgehen! Danach entfernen Sie die beiden Schrauben (die linke ist auf dem Bild schon entfernt). Auf der Gegenseite natürlich identisch arbeiten.
Nun kann man die Blende incl. der beiden Reglerknöpfe vorsichtig und wechselseitig nach oben ziehen. Machen Sie am besten Bilder vom Originalzustand, der Zusammenbau ist logischerweise umgekehrt, aber sehr knifflig weil die beiden Reglerknöpfe wieder genau in dieser Stellung eingebaut werden müssen. Es macht auch Sinn, sich die Stellung der Klangblenden zu markieren. Ich hatte dies nicht gemacht und durfte dafür mehrmals durch probieren die richtige Stellung wieder heraus finden. :-) Zum Schluß werden dann noch die Klangregistertasten in bekannter Manier nach oben abgeschlagen. Nun kann man schön mit einer weichen Nagelbürste, warmen Wasser und etwas Spülmittel die Tasten reinigen. Aber VORSICHT!! Nur die Tasten mit der braunen Beschriftung überstehen diese Behandlung schadlos! Alles was rot beschriftet ist, verliert die Farbe! Das soll heißen, das Sie die Beschriftung "Tefifon" und "Stereo" danach nicht mehr haben. :-) Damit hatte ich auch nicht gerechnet und schon war ich wieder in meinem Modellbaugeschäft. :-) Dort habe ich mir dann Revell Aqua Farbe in einem relativ passendem Farbton besorgt. Den vergammelten Skalenhintergrund habe ich vorsichtig abgewaschen und dann mit einem Sprühlack (Hellelfenbein RAL 1015) neu gefärbt. Das Risiko Pappe zu lackieren bin ich einfach eingegangen und es hat funktioniert. Zur Not hätte ich halt einen neuen Hintergrund anfertigen müssen, das sollte bei einfacher Pappe wohl das kleinste Problem sein. :-)
Die Tasten wurden mit einem kleinen Tropfen Heißkleber wieder fixiert. Der nächste Schritt wird die Reinigung des Tefi-Laufwerkes sein.
So kann man das natürlich nicht lassen. Das Chassis ist aber einfach zu durchschauen und schnell ist alles abgeschraubt.
Nach einer ersten Grundreinigung mit Wasser sah es schon viel besser aus. Noch besser sah es aus als ich es mit Bref-Fettreiniger behandelt hatte. Aber da waren ja die paar kleinen Lackschäden. Ich hatte doch mal Felgenlack in Gold..... gesucht, gefunden. Eine kleine Testsprühung auf ein Stück altes Blech ergab sogar fast den richtigen Farbton. Frohen Mutes ging es ans Werk. Der alte Lack wurde angeschliffen und drauf mit der Farbe! Jeder der mit Lackieren Erfahrung hat wird sich jetzt bestimmt eins grinsen. :-) Zu Recht! Das Ergebnis ist auf Deutsch gesagt SCHE...! :-( Gott sei Dank habe ich noch ein Schlachtchassis eines normalen KC1. Diese Platte wird dann ab jetzt die Ehre haben ein Stereosystem zu tragen. Das verhunzte Chassis muß jetzt eben für andere Testlackierungen her halten. Ich habe da mal was von Kräusellack gelesen, da werde ich mich mal schlau machen und dann damit experimentieren. So lange soll das Tefi hier aber nicht warten. Manchmal kommt es anders und öfter als man denkt. Die Idee mit meinem Schlachtchassis hat nicht funktioniert. Dieses Tefi hat ja einen anderen Motor als ein normales KC1. Die Bohrungen stimmten nicht überein. Sicher hätte ich nun ein paar Löcher bohren können, dann hätte ich aber auch ein paar zuviel gehabt. Somit wird die Sache mit dem Kräusellack in Angriff genommen. Im Internet habe ich tatsächlich diesen Lack in Goldfarben als Spray gefunden. Dazu hätte ich aber auch alles abschleifen und dann vor dem lackieren auch noch grundieren müssen. Im hiesigen Baumarkt habe ich dann einen schicken Lack entdeckt. Dieser ist von der Firma Hammerite und heißt "Hammerschlag Kupfer". In Gold gibt es den leider nicht, aber ich finde das Ergebnis kann sich trotzdem sehen lassen. Das an der Andruckrolle fehlende Gummi wurde durch ein Stück Fahrradschlauch (Durchmesser 1 3/8 ) ersetzt. Ein weißes Gummi habe ich nirgendwo gefunden und 10 Meter passender Schrumpfschlauch war mir nun doch zuviel und auch etwas zu teuer. :-)
Nachdem nun alle Teile gereinigt und frisch geölt wurden konnte langsam die Montage beginnen. Die Unterseite mit dem Antrieb geht schnell von der Hand. Die Oberseite hat auch keine weiteren Überraschungen mehr parat.
Nach der Grundbestückung folgt noch der Aufbau des Tonabnehmers. Die Fernsteuerung ist ja hier nicht gegeben und das erleichtert die Sache. Nachdem das Tefi nun wieder seinen ursprünglichen Platz eingenommen hat fällt die falsche Farbe kaum auf.
Vor dem Zusammenbau wurde das Gehäuse noch ein wenig poliert. Die fehlenden Furnierstellen habe ich nicht ausgebessert. Da ich ja bekennender Weise absolut kein Händchen für Holzarbeiten habe, dürfte das der für die "Claudia" gesündeste Weg sein. :-)
Melde das Gerät also nach über 5 Jahren als FERTIG! :-)
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